Von der beschützenden zur inkludierenden Arbeit: Einweihung der neuen Caritaswerkstätte in Heitersheim

Im April wurde die neue Zweigwerkstätte Markgräflerland der Caritaswerkstätten St. Georg eingeweiht. Der Umzug vom Heitersheimer Malteserschloss in den Neubau ging bereits Ende letzten Jahres vonstatten. Coronabedingt fand die feierliche Einweihung durch Dekan Johannes Kienzler etwas später statt. Die Freude, sich endlich wieder begegnen zu können, war sehr groß.

Heitersheim. Rund 250 Gäste, darunter Mitarbeitende und Beschäftigte der Werkstätte, Angehörige von Beschäftigten, Mitarbeitende von benachbarten Betrieben aus dem Gewerbegebiet Tiergarten-Kreuzmatten, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Heitersheim, aus dem Landkreis, den Kirchengemeinden und den lokalen Vereinen nahmen an der feierlichen Einweihung teil.

Aufgeregt und angeregt bestaunten die Gäste die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten und begrüßten lang nicht mehr gesehene Kolleginnen und Kollegen aus anderen Zweigstellen und Einrichtungen, Verwaltung und Aufsichtsrat. Nach einem musikalischen Willkommen durch Jazz-Saxofonist Mike Schweizer, begleitet von Peter Kleindienst an der Gitarre, hatten die Rednerinnen und Redner des Tages die Bühne.

Würdigung für großartiges Engagement

„Wir sind überwältigt – es sind so viele gekommen“, leitete der Vorstandvorsitzende des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e. V., Rainer Gantert, seine Ansprache ein. Er begrüßte und würdigte all jene, die sich engagiert in den Planungsprozess eingebracht hatten und lobte das vertrauensvolle Miteinander mit der Stadt Heitersheim und dem Landkreis. An erster Stelle jedoch begrüßte er „diejenigen, um die es hier geht: unsere Chefs, die Beschäftigen in diesen Werkstätten und ihre Angehörigen.“

In die Freude über das große, helle Gebäude mische sich aber auch ein wenig Wehmut. Über 50 Jahre hat die Werkstätte im Malteserschloss bestanden. Gegründet wurde sie 1967 als sogenannte „beschützende Werkstätte“. Doch die Zeiten und auch die Perspektive haben sich geändert. Heute betreibt der Caritasverband Freiburg-Stadt nicht mehr beschützende, sondern inkludierende Werkstätten. „Unsere Werkstätten sind da, wo andere Menschen auch arbeiten – mitten in der Gesellschaft“, sagte Rainer Gantert. Für die Menschen mit Behinderung bedeute dies Teilhabe am Arbeitsleben und auch Teilhabe an der Verantwortung.

Heitersheim – Sorgende Gemeinde

Landrätin Dorothea Störr-Ritter betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig es für die Gesellschaft sei, dass es Gemeinschaften gibt, die sich einsetzen, die sich sorgen und in denen ein jeder und eine jede zum achtsamen Miteinander beiträgt. Der Landkreis brauche dafür Partner wie den Caritasverband um die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben dann auch tatsächlich umzusetzen.

„Heitersheim ist eine einzigartige Kommune. Wir sind sehr froh, sie in unserem Landkreis zu haben“, sagte Dorothea Störr-Ritter. „Hier haben die Menschen schon ganz früh gespürt, wie man Inklusion in die Praxis umsetzt.“

Ein Bistrotisch und ein großer Schlüssel

In seinen Grußworten an die Gäste betonte Bürgermeister Christoph Zachow, die Werkstätte sei „ein fester Bestandteil der Heitersheimer Identität“. Das neue Gebäude biete sehr gute Bedingungen für die Beschäftigten – und das in unmittelbarer Nähe zum örtlichen Gewerbe. „Dies wird die Teilhabe noch weiter stärken“, schloss Zachow und überreichte das Begrüßungsgeschenk der Gemeinde: einen Bistrotisch für die Gastronomie, die entstehen soll, um die Werkstätte noch weiter nach außen zu öffnen.

Einrichtungsleiter Alexander Baum sprach seinen großen Dank aus: an die Stadt Heitersheim, an den Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul und insbesondere dankte er seinem Team in der Werkstätte. Er begrüßte Sabrina Erler und Uwe Hammerstein vom Werkstattrat, ein internes Gremium, das die Interessen der Beschäftigten vertritt. Gemeinsam nahmen sie symbolisch einen großen roten Schlüssel von Architekt Klaus Limberger in Empfang. „Wir bedanken uns für die Schlüsselübergabe – es ist alles super gelungen“, kommentierte Werkstattrat Uwe Hammerstein.

Feierliche Weihung des Gebäudes und der dort beschäftigten Menschen

Anschließend weihte Dekan Johannes Kienzler die Caritaswerkstätte Heitersheim offiziell ein. Er begann seine Ansprache mit einem Zitat aus dem Buch Genesis: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild.“ Von all den Unterscheidungen, welche die Menschen träfen, mit ihren ausgrenzenden und diskriminierenden Elementen sei in der Bibel nichts zu lesen. „Gott sagt: Es ist gut, dass du da bist, und zwar genau so, wie du bist.“

Die Werkstätte sei ein Ort der Begegnung, der sich auch nach außen öffne, „auf dass noch mehr entdecken, aus welchem Geist heraus wir hier leben, arbeiten und unterwegs sind.“ Es folgten ein gemeinsames Gebet mit den versammelten Gästen, die Bitte um Gottes Segen für dieses neue Haus und alle, die dort ein und aus gehen, und die feierliche Weihung aller Anwesenden.

Gesellschaftliche Teilhabe, ein möglichst großes Maß an Selbständigkeit, individuelle Unterstützung und Begegnung mit anderen Menschen – das bietet die neue Caritaswerkstätte in Heitersheim. Mit ihr wird die Geschichte der Inklusion in Heitersheim weitergeschrieben – in modernen Räumen aber in guter Tradition.

Freiburg, 14.05.2023

Redaktion: Karin Jehle
Fotos: Raphael Pietsch