
Freiburg. Rund 160 Gäste ließen es sich am 18. März nicht nehmen, sich persönlich von Karin Moczygemba zu verabschieden. Die langjährige Abteilungsleiterin wurde nach 35 Jahren beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V. im Collegium Borromaeum feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
Ihre berufliche Laufbahn beim Caritasverband begann im Jahr 1989 noch vor dem Abschluss ihres Studiums, als sie als Hausaufgabenbetreuerin für geflüchtete Kinder tätig war. Zuletzt war sie für mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehr als 25 Diensten und Einrichtungen verantwortlich.
Auch wenn man sich zunächst mit Händen und Füßen gegen ihre Idee, in Altersteilzeit zu gehen, gewehrt habe, so habe man ihrem Wunsch schließlich doch entsprochen, so Vorstand Frank Barrois, der stellvertretend für den erkrankten Vorstandsvorsitzenden Rainer Gantert die Gäste begrüßte und auf ihre Vita einging.
„Sie wissen, was man zum Leben braucht. Soziales Handeln ist für Sie keine Utopie. Es braucht Kompetenz, es braucht ein Fundament. Sie haben die Dinge in ein System gebracht, das funktioniert. Genau das macht Ihre Arbeit handlungsstark und wirkungsvoll. Es gelang Ihnen, ein Netzwerk zu knüpfen und Menschen für Ihre Ideen zu gewinnen“, beschrieb Frank Barrois charakteristische Eigenschaften von Karin Moczygemba. Auch ihre Art und Weise, gewitzt, mit Humor, Menschlichkeit und Durchsetzungskraft Berge zu versetzen, würdigte Frank Barrois.
„Ich bin Ihnen unendlich dankbar, Sie als Kollegin und als Mensch kennengelernt zu haben. Es war eine schöne Zeit mit Ihnen!“, schloss Frank Barrois seine Ansprache an die Gäste.
Grußworte der Stadt Freiburg von Bürgermeisterin Christine Buchheit
Grußworte für die Stadt Freiburg, deren soziale Infrastruktur Karin Moczygemba maßgeblich mitgestaltet hat, sprach Bürgermeisterin Christine Buchheit. Sie richtete Grüße vom Ersten Bürgermeister Ulrich von Kirchbach aus, der aufgrund einer Sitzung der Stadt nicht an der Verabschiedung teilnehmen konnte. Es sei ihr eine Ehre, für die Stadt eine Rede für Karin Moczygemba halten zu dürfen, begann sie ihre Ansprache.
„In den vier Jahren, in denen ich Sie kenne, habe ich Sie mit Ihrem Fachwissen, Ihrem klaren Blick, aber auch mit Ihrem besonderen Engagement sehr schätzen gelernt. Ihre Arbeit hat weit über die Stadtgrenzen hinaus ihre Wirkung entfaltet“, so Bürgermeisterin Buchheit. Sie hob in ihrer Rede hervor, dass die frühe Sprachförderung von Kindern im Kindergartenalter ein besonderes Anliegen von Karin Moczygemba gewesen sei. Nicht selten sei sie eine hartnäckige Verhandlungspartnerin gewesen, der es eindrucksvoll gelang, Herausforderungen in Chancen zu verwandeln und auf deren Wort immer Verlass gewesen sei.
Es verwunderte daher nicht, dass Bürgermeisterin Christine Buchheit den Versuch unternahm, Karin Moczygemba für die Stadt anzuwerben: „Sobald die Langeweile kommt, nehmen wir Ihren Anruf gerne entgegen. Wir brauchen immer Ehrenamtliche.“
Erste inklusiv arbeitende Kita in Baden-Württemberg
Auch im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald verantwortete Karin Moczygemba etliche Dienste und Einrichtungen, darunter die erste inklusiv arbeitende Kindertagesstätte Baden-Württembergs, das Sulzbachhaus in Heitersheim. Ebenso die Kinderfrühförderstellen Prisma in Titisee-Neustadt und Bad Krozingen.
Grußworte des Landkreises überbrachte daher der Bürgermeister von Heitersheim, Christoph Zachow: „Wir möchten Sie mit allerherzlichster Anerkennung in den Ruhestand verabschieden“, so Bürgermeister Zachow, der in seiner Rede auf die lange, historisch gewachsene Verbindung des Caritasverbandes und der Malteserstadt einging. Er hob insbesondere die Kindertagesstätte Sulzbachhaus hervor, die sich dank dem Engagement Moczygembas zu einer inklusiven Vorzeige-Einrichtung mit bundesweitem Vorbildcharakter entwickelt habe. Bürgermeister Zachow berichtete, er habe Mitarbeitende der Stadt Heitersheim gebeten, sich mit Zitaten über Karin Moczygemba an der Rede zu beteiligen. Diese trug er vor: „Sie war als Ansprechpartnerin in Sachen Kinderbetreuung nicht zu überbieten, eine großartige Pädagogin mit großartiger Führungskraft.“, „Ihre Fachkompetenz ist nicht wegzudenken.“, „Sie hat sich von Erzieherinnen und Erziehern und von Eltern nichts vormachen lassen. Unaufgeregt hat sie zwischen Stadt und Eltern vermittelt, wenn schwierige Entscheidungen anstanden.“
Zusammenarbeit der Freien Träger
Als Vertreterin der Freien Träger Freiburgs sprach Angelika Hägele, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes und der Evangelischen Kirche, ein Grußwort. Angesichts der Nachricht über den bevorstehenden Ruhestand von Karin Moczygemba war Angelika Hägele zunächst fassungslos und konnte es nicht glauben, denn: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“ Dieses Zitat von Franz Kafka widmete Angelika Hägele ihrer langjährigen Kollegin. In ihrem Grußwort ging sie auf die enge Zusammenarbeit von Diakonie und Caritas ein. Sie hob ihr besonderes Engagement als Mitstreiterin für die Freien Träger hervor. „Sie war in nahezu allen Gremien der Stadt vertreten. Zu ihren Verdiensten gehört ihre maßgebliche Beteiligung an den Kitarichtlinien, den Richtlinien zur Förderung von Kindertageseinrichtungen.“ Auch Angelika Hägele brachte Zitate von Kolleginnen und Kollegen mit, die auf eine lange Zusammenarbeit mit der 63-jährigen Abteilungsleiterin zurückblicken: „Sie redet nicht um den heißen Brei herum und legt den Finger in offene Wunden. Sie ist eine gute und zähe Verhandlerin, gleichzeitig aber zugänglich für andere Meinungen und Argumente.“ Auch als „absolut loyal und verlässlich“ haben sie ihre Kolleginnen und Kollegen der Freien Träger wahrgenommen.
Einrichtungsleiterinnen und –leiter verabschieden sich
Im offiziellen Teil kamen auch rund 30 Einrichtungsleiterinnen und -leiter der Abteilung zu Wort. Mit einem ihrer Abteilungsleiterin gewidmeten Lied, mit selbst geschriebenem Text, brachten sie ihre Gedanken zum Abschied und ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen zum Ausdruck. Gabriele Dieterle, langjährige Leiterin des Kinderhauses Tabitha, sprach stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Leiterrunde: „Wir hatten es richtig gut mit Ihnen! Besser geht es nicht.“
Nach diesen anerkennenden Worten richtete sich Karin Moczygemba selbst, sichtlich bewegt, an die Gäste. „Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gekommen, auch wenn das Aufstehen schwerfiel“, begann sie. Sie erinnert sich an ihre Gedanken beim Vorstellungsgespräch mit Egon Engler, dem damaligen Vorstand des Caritasverbandes: „Der nimmt mich nie im Leben.“ Doch letztlich habe sich alles zum Guten gewendet. Für „absolute Rückendeckung“ dankte sie ihren Chefs Egon Engler, Rainer Gantert und Frank Barrois. Sie habe sich nie verbiegen müssen, man habe sie wirken lassen, wie sie wollte. Ihren großen Dank, Respekt und Anerkennung spricht sie ihren Mitarbeitenden in den Teams aus, denn die „Ideen kamen von der Basis“. Auch ihren Einrichtungsleitungen dankte sie für ihre Unterstützung. Mit ihrer Hilfe sei es immer gelungen, gute Lösungen zu finden. Ihr Dank galt ebenso den Mitgliedern des Aufsichtsrates und ihrer Vorgängerin Edeltraut Kambach. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg würdigte sie. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Freien Trägern sei vorbildlich, betonte Karin Moczygemba.
Auf das, was da noch kommt
Als letzte richtete sich Susanne Kern, die neue Abteilungsleiterin, an die Gäste. Sie hob das ehrliche Interesse ihrer Vorgängerin an den Menschen hervor: „Du kanntest alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Namen, wusstest, wo sie hinpassen, und kanntest ihre Stärken. Du brennst für die Menschen.“ Trotz des Abschiedsschmerzes freut sich Susanne Kern auch auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Leitungsteam: Ilona Müller, der neuen stellvertretenden Abteilungsleiterin, sowie den Fachbereichsleiterinnen Annemarie Meyer und Katharina Kiedaisch.
Mit Max Giesingers Song „Auf das, was da noch kommt“ setzten Gitarrist Tobias Nußbaumer und Sängerin Maja Marchesiello einen musikalischen Akzent, mit Blick auf das Kommende, voller Erwartungen und neuer Möglichkeiten nach einer 35-jährigen Laufbahn beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V.
Freiburg, 25.3.2025
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Fotos: Raphael Pietsch, RAP Media