Auftakt für das neue „Wohnzimmer der Wiehre“


Im Herzen des Freiburger Stadtteils Wiehre entsteht ein neuer Treffpunkt für Alt und Jung. Auch im Gebäude spiegelt sich das wider. Hier trifft historischer Baubestand auf einen Neubau – in dieser Kombination wird das Gebäudeensemble Begegnung und Nachbarschaftskultur im Quartier fördern. Den Auftakt für Sanierung und Baubeginn machte ein symbolischer Spatenstich am 6. Februar 2025.

Rund 60 Personen hatten sich am 6. Februar zum feierlichen Spatenstich für die neue Bildungs- und Begegnungsstätte des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e. V. in der Alten Feuerwache versammelt. Durch die großen Flügeltüren der historischen Gerätehalle aus dem Jahr 1907 fuhren einst die Feuerwehrfahrzeuge ein und aus. Nun soll hier ein Ort für Seniorinnen und Senioren, aber auch für die jüngeren Generationen entstehen.

Begegnung, Beteiligung, Bildung, Kultur, Beratung und Bewegung stehen im Fokus des Nutzungskonzeptes. So sind auch die verschiedenen Bereiche des Gebäudeensembles auf den ausgehängten Architekturplänen bezeichnet, die einen guten Eindruck davon vermitteln, was hier in der Kirchstraße gegenüber dem Annaplatz entstehen wird. Zur Straße hin liegt das Jugendstilgebäude der historischen Feuerwache mit seinem charakteristischen Turm. Es wird aufwendig saniert und soll im Erdgeschoss einen Saal für Begegnung und Veranstaltungen beherbergen. Auf dem unbebauten Grundstück dahinter entsteht ein zweigeschossiger Neubau, der sich mit seiner Glasfront nach außen öffnet. Die erste Etage ist mit einer naturnahen Holzfassade geplant.

Initiiert durch die Volker Homann Stiftung

Außergewöhnlich ist die Finanzierung von Sanierung und Neubau. Sie geht zurück auf die Initiative der Volker Homann Stiftung, die bereits 2019 erste Ideen für die Gestaltung eines Gebäudeensembles mit sozialem Nutzungskonzept entwickelte und sich im Ausschreibungsverfahren der Stadt Freiburg bewarb. Volker Homann, seit bald 50 Jahren mit verschiedenen Immobilienunternehmen, u. a. der Treubau Freiburg AG und der Treubau Dresden AG sehr erfolgreich in Freiburg und Dresden tätig, gründete die Stiftung 2015, um die Gesellschaft am wirtschaftlichen Erfolg dieser jahrzehntelangen unternehmerischen Tätigkeit teilhaben zu lassen.

Den besonderen Ansatz dieser Stiftung erläuterte der Vorstandsvorsitzende Marcel Thimm in seinem Grußwort. Neben der finanziellen Unterstützung von vielen einzelnen Projekten investiert die Stiftung auch selbst in Immobilien mit förderwürdigen Nutzungskonzepten und überlässt diese dann zu außergewöhnlich günstigen Konditionen den entsprechenden Betreibern. „So soll es jetzt auch mit dem denkmalgeschützten, historischen Spritzenhaus geschehen“, bekräftigte Marcel Thimm, nachdem er die Anwesenden herzlich begrüßt hatte. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Volker Homann Stiftung das freie Grundstück hinter der Feuerwache von der Stadt Freiburg als Erbpacht erhält und zusätzlich die Erdgeschosshalle im historischen Gebäude pachtet. „Mit einem Gesamtaufwand von knapp zwei Millionen Euro erstellt die Stiftung dort einen Neubau nebst Außenanlagen und Verbindungsbau zum historischen Spritzenhaus“, so Marcel Thimm.

Nachbarschaftskultur und Begegnung

Anschließend gratulierte Oberbürgermeister Martin Horn in seiner Ansprache zunächst der Volker Homann Stiftung zum Zehnjährigen und bedankte sich für die acht Millionen Euro, die sie seit ihrem Bestehen in Freiburg ausgeschüttet hat. „In dieser besonderen Lokalität am Annaplatz geht es um Nachbarschaftskultur und die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Generationen“, sagte Martin Horn – auch in Bezug auf die Caritas-Begegnungsstätte im Heinrich-Hansjakob-Haus, die Vorbild für die neue Einrichtung ist. „Das hier ist kein beliebiges Gebäude. Es hat eine besondere Historie, einen Charme, eine Strahlkraft. Dieses Projekt wird eine Aufwertung des gesamten Quartiers bringen.“

Auf die essentielle Bedeutung von Orten der Begegnung bezog sich auch Weihbischof Dr. Christian Würtz als Vorsitzender des Aufsichtsrats des Caritasverbandes Freiburg-Stadt in seinem Grußwort. Er zitierte dafür das Schreiben „Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ von Papst Franziskus: „Aufeinander zugehen, sich äußern, einander zuhören, sich anschauen, sich kennenlernen, versuchen, einander zu verstehen, nach Berührungspunkten suchen – all dies wird in dem Wort Dialog zusammengefasst. Um einander zu begegnen und sich gegenseitig zu helfen, müssen wir miteinander sprechen. Es versteht sich von selbst, wozu der Dialog dient. Man braucht nur daran zu denken, was die Welt ohne dieses geduldige Gespräch so vieler hochherziger Menschen wäre, die Familien und Gemeinschaften zusammengehalten haben. Ein beharrlicher und mutiger Dialog erregt kein Aufsehen wie etwa Auseinandersetzungen und Konflikte, aber er hilft unauffällig der Welt, besser zu leben, und zwar viel mehr, als uns bewusst ist.“ Das zukünftige „Wohnzimmer der Wiehre“ verspreche, genau so ein Ort des Dialogs, der Begegnung und der Gemeinschaft zu werden. „Es wird ein Ort sein, der unsere Welt ein bisschen besser macht, weil hier eine Kultur der Begegnung gepflegt werden wird“, so Weihbischof Würtz.

Virtueller Rundgang und symbolischer Spatenstich

Auch der Vorstand des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e. V., Frank Barrois, bedankte sich bei allen an der Entstehung des Projektes Beteiligten und nahm die Anwesenden auf eine Art Phantasiereise durch das Gebäude mit. „Hier in der Gerätehalle, wo wir stehen, wird ein Raum für Begegnung entstehen – hier kann man sich aufhalten, Kaffee trinken, Karten spielen, es wird auch einen Mittagstisch geben.“ Das Foyer der Begegnungsstätte im geplanten Neubau werde ein Raum für Beteiligung sein: „Menschen können dort an Veranstaltungen teilnehmen, aber auch eigene Ideen einbringen.“ Wie auch im Heinrich-Hansjakob-Haus werde das gesamte Programm von Ehrenamtlichen getragen sein, wobei sie von Hauptamtlichen unterstützt werden.

Zwei weitere Räume im Erdgeschoss dienen der Bildung mit Vorträgen, Sprachkursen und Diaabenden sowie der Kultur mit kreativem Gestalten. Im Obergeschoss finden sich dann Räumlichkeiten für Bewegung, wie beispielsweise Yoga, Gymnastik oder Tanz, und Beratung. Ehrenamtliche werden hier zu Pflege, Psycho-Sozialem oder auch Recht beraten. „Ein weiterer Aspekt ist die Mobilität, denn für viele ältere Menschen wird es schwieriger, aus ihrer Wohnung hierher zu kommen“, schlug Franz Barrois den Bogen zu einer weiteren Stiftung: Ehrenamtliche der Prestel-Stiftung werden die Teilnehmenden bei Bedarf zu Hause abholen und in die Begegnungsstätte bringen.

Im Anschluss begleiteten die Saxophonklänge von Mike Schweitzer die Gäste nach draußen, wo schon alles für den symbolischen Spatenstich vorbereitet war. Zehn Personen waren mit Helm und Spaten vor der historischen Kulisse zugange. Neben den vier Rednern waren dies: Volker Homann (Gründer der Stiftung und Vorstand der TreuBau Freiburg AG), Ulrich von Kirchbach (Erster Bürgermeister der Stadt Freiburg), Karin Bumann (Abteilungsleiterin beim Caritasverband Freiburg-Stadt e. V.), Stephanie Schwarz (Einrichtungsleiterin im Heinrich-Hansjakob-Haus und künftig in der Feuerwache), Christian Nopper, Astrid Fath (Mitglieder des Vorstandes der TreuBau Freiburg AG) und Mathias Nikolay (Vorsitzender des Aufsichtsrats der TreuBau Freiburg AG).

Freiburg, 12.2.2025

Redaktion:
Karin Jehle, Freie Redakteurin

Fotos:
Raphael Pietsch