Wohnen in St. Georgens Mitte: barrierefrei und inklusiv

Freiburg-St. Georgen. 24 Menschen mit Behinderung werden zukünftig in einem neuen Wohnhaus mitten im Freiburger Stadtteil St. Georgen leben. Am Dienstag, den 30. Juli beging der Caritasverband Freiburg-Stadt e. V. feierlich einen symbolischen Spatenstich für die Einrichtung, die als Ersatzbau für das Haus Wonnhalde dienen wird.

Ordentlich heiß war es zum symbolischen Spatenstich des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e. V. am 30. Juli. So wussten die rund 100 Gäste den Schatten der alten Bäume im Garten des Pfarrzentrums St. Georgen wirklich zu schätzen. Dieser schöne grüne Platz wird künftig als Begegnungsort für die Menschen mit Behinderung in der neuen Wohneinrichtung im Hartkirchweg und dem bereits bestehenden Ensemble aus Pfarrzentrum, Georgssaal und der Kindertagesstätte Johannesgarten dienen.

Anwesend beim feierlichen Akt waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, der Vorstandsvorsitzende Rainer Gantert, die Bundes- und Landtagsabgeordneten Chantal Kopf, Yannick Bury und Nadyne Saint-Cast, Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, Pfarrer Franz Wehrle von der Pfarrgemeinde St. Georgen-Hexental, der Vorsitzende des Bürgervereins St. Georgen, Martin Maier, und weitere Interessierte aus der Nachbarschaft, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung des Landkreises Emmendingen, Esther Weber, Sozialamtsleiter Boris Gourdial sowie Anke Rademacher und Volker Scheld vom für Planung und Bau verantwortlichen Architekturbüro Huller + Scheld.

Doch die wichtigsten Gäste waren die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Haus Wonnhalde, einer Einrichtung des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, in der jüngere und ältere Menschen mit Behinderungen gemeinsam in Wohngruppen leben. Für sie wird der Ersatzneubau in St. Georgen errichtet. „Alle sind schon sehr aufgeregt“, sagte Andreas Reichenecker, der stellvertretende Leiter der Einrichtung. „Die Leute haben wochenlang darauf hingefiebert und sind froh, dass sie heute dabei sind.“

Einen musikalischen Willkommensgruß lieferte Jazz-Saxofonist Mike Schweizer, danach folgten Grußworte und Ansprachen.

Ein kirchliches Leuchtturmprojekt mit langem Planungsprozess

Als erster Redner begrüßte der Vorstandvorsitzende des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, Rainer Gantert, die Anwesenden herzlich und dankte den vielen Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise zur Realisierung des Neubaus beigetragen haben. 24 Menschen mit Behinderungen werden hier in vier Wohngruppen leben. Zudem wird es Angebote für die Tagesstruktur geben, denn einige der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner sind schon im Rentenalter und somit nicht oder nicht mehr außer Haus beschäftigt. Auch im Haus Wonnhalde, wo sie derzeit noch leben, gibt es ein derartiges Programm.

„Das Haus Wonnhalde entspricht nicht mehr der Landesheimbauordnung, obwohl es über viele Jahrzehnte ein vielgeliebtes Zuhause war“, begründete Rainer Gantert das Bauvorhaben, das einen langen Planungsprozess mit sehr vielen Beteiligten hinter sich hat, auf den er humorvoll einging: „Gemessen an der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche sind diese 15 Jahre gar nichts.“

Er betonte die sehr gute Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene und auch mit der Deutschen Bahn, deren eigene Planungen das Bauvorhaben sehr komplex gemacht hätten. Insbesondere dankte Rainer Gantert Pfarrer Franz Wehrle und damit der Kirchengemeinde St. Georgen-Hexental für die Überlassung des Grundstücks: „Es ist ein kirchliches Leuchtturmprojekt. Mit der Kirche St. Georgen und dem Caritasverband bringen zwei katholische Institutionen gemeinsam etwas zustande.“

Viel Raum für unterschiedliche Bedürfnisse

Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach hieß die Gäste auch im Namen der Stadt willkommen. „Alle Menschen mit und ohne Behinderung sollten frei entscheiden können, wo und mit wem sie leben wollen.“ Dieser Anspruch könne jedoch angesichts des Mangels an barrierefreien Wohnungen in Freiburg nicht immer eingehalten werden. Insofern sei die Stadt sehr froh, dass der Caritasverband hier ein Gebäude mitten in der St. Georgener Dorfgemeinschaft schaffe: „Barrierefrei, altersgemischt, mit seiner Tagesstruktur auch für ältere Menschen mit Behinderung geeignet, denn die Bedürfnisse ändern sich im Lauf des Lebens.“

Nach einem weiteren Musikstück von Mike Schweizer ging Beatrix Pfeifer, Abteilungsleiterin Wohnen und Beratung beim Caritasverband Freiburg-Stadt, auf die vielfältigen Möglichkeiten ein, die der Neubau seinen Bewohnern bieten wird. Hell und lichtdurchflutet werden die Räume sein mit breiten Gängen, die auch problemlos mit Rollatoren begangen werden können. Der Außenbereich sei ideal für die Begegnung mit den Mitgliedern der Kirchengemeinde, die auch engagiert an der Planung beteiligt waren. „Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn wir hier das erste Fest miteinander feiern.“

Feierlicher Spatenstich und buntes Buffet

Pfarrer Franz Wehrle erinnerte sich noch gut daran, wie er und weitere Beteiligte des Caritasverbandes und der Kirchengemeinde St. Georgen hier vor 15 Jahren zusammengekommen seien mit dem festen Willen, Wohnraum für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. „All die Verantwortlichen aus der damaligen Zeit sind jetzt im Ruhestand, aber ich bin noch hier“, sagte Franz Wehrle und bat für den weiteren Bau und einen guten Abschluss um Gottes Segen: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, dann mühen sich die Bauleute vergebens.“

Zum Abschluss dankte Karolin Meißner, die stellvertretende Abteilungsleiterin Wohnen und Beratung beim Caritasverband dem Vorbereitungs- und Bewirtungsteam, ohne deren Einsatz die Feier nicht hätte gelingen können. Sie lud alle Anwesenden und insbesondere die Vertreterinnen des Bewohnerbeirats Wonnhalde zum feierlichen Spatenstich und zum anschließenden Beisammensein mit Häppchen und Getränken ein.

Der symbolische Spatenstich mit 20 Beteiligten fand vor dem Rohbau statt, der bereits die zweite Etage erreicht hat. Und nicht nur das Wohnkonzept, auch das Gebäude selbst ist zukunftsweisend. Mit Photovoltaikanlage und Wärmepumpe erzeugt es seine Energie weitgehend selbst. Für effiziente Nutzung der Energie aber auch für ein angenehmes Wohnklima sommers wie winters sorgt die Wärmedämmung. Das verantwortliche Architekturbüro Huller + Scheld ist spezialisiert auf barrierefreies Bauen und hat bereits andere Gebäude für den Caritasverband Freiburg-Stadt realisiert.

Freiburg, 5.8.2024

Redaktion: Karin Jehle
Fotos: Raphael Pietsch